Drei Fragen an... Vera Ohlendorf vom Projekt "Que(e)r durch Sachsen - Mobil im ländlichen Raum"

Das EFBI stellt an dieser Stelle regelmäßig seine Kooperationspartner aus der Zivilgesellschaft vor und stellt ihnen Fragen über ihre Arbeit. Diesmal redet Vera Ohlendorf über die Arbeit des Projekts "Que(e)r durch Sachsen - Mobil im ländlichen Raum".

EFBI: Seit wann gibt es die Initiative Que(e)r durch Sachsen und was zeichnet eure Arbeit aus?

Ohlendorf: Unser Projekt existiert seit 2016. Wir bieten psychosoziale Beratung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans, inter, nichtbinäre, asexuelle/aromantische sowie queere Personen (LSBTIANQ) aller Altersgruppen sowie An- und Zugehörige in den Landkreisen Leipzig, Nord- und Mittelsachsen an. Die übrigen Landkreise werden durch den Gerede e.V. Dresden bzw. den different people e.V. Chemnitz abgedeckt. Wir beraten vor Ort sowie telefonisch, per Email oder Chat und bieten Beratungen für Fachkräfte an. Außerdem versuchen wir, über Workshops und Veranstaltungen für queere Themen zu sensibilisieren.

EFBI: Wie erlebt ihr die Kooperation mit Beratungsstellen, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen sowie und Kommunen im Landkreis Leipzig, Mittelsachsen und Nordsachsen?

Ohlendorf: Soziokulturelle Zentren oder Orte politischer Bildung erleben wir als sehr offen. Mit einigen kooperieren wir seit 6 Jahren. Behörden, Beratungseinrichtungen, der Gesundheitsbereich sowie einige Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe stehen unserem Angebot eher kritisch oder gar ablehnend gegenüber, Verweisberatungen finden selten statt. Wir machen oft die Erfahrung, dass es an Grundlagenwissen zu queeren Lebensrealitäten fehlt. In diesem Jahr waren wir an der Durchführung einiger CSDs beteiligt, darunter z.B. in Wurzen und Döbeln, wo es massiven Gegenprotest der organsierten Rechten gab.

EFBI: Was wünscht ihr euch für die Zukunft der Zivilgesellschaft in Sachsen?

Ohlendorf: Queer ist ein Querschnittsthema, das in allen Bereichen relevant ist, denn queere Menschen gibt es überall. Leider sind sie in den Landkreisen oft von sozialer Teilhabe ausgeschlossen und erleben Ausgrenzungen, Diskriminierungen und Gewalt. Zu Akzeptanz und Anerkennung ist es leider noch ein langer Weg. Die Zivilgesellschaft sollte gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschieden entgegentreten. Wir wünschen uns, dass unser Projekt irgendwann überflüssig wird und alle Einrichtungen und Institutionen für queere Lebensrealitäten sensibilisiert sind.

Die Fragen stellte Pia Schnakenberg.

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