Erste bundesweite Meldestelle zu Antifeminismus geht online
Antifeminismus äußert sich vielfältig. In sexistischen Anfeindungen und körperlichen Angriffen sowie in organisierten Kampagnen gegen Gleichstellung und geschlechtliche Selbstbestimmung. Erstmals wird hierzu eine zivilgesellschaftliche Meldestelle bundesweit Vorfälle sammeln und dokumentieren. Unter www.antifeminismus-melden.de können ab sofort Erfahrungen mit antifeministischen Angriffen gemeldet werden. Die Amadeu Antonio Stiftung dokumentiert, berichtet und sensibilisiert für eine unterschätzte Bedrohung unserer Demokratie.
"Antifeminismus zeigt sich in verschiedenen Formen und ist gezielte Strategie", sagt Judith Rahner, Leiterin der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung. "Vor allem Frauen und queere Menschen in Politik und Zivilgesellschaft werden bedroht und angegriffen. Sie sollen eingeschüchtert und mundtot gemacht werden. Ihr Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit und Gleichberechtigung wird behindert und zurückgedrängt, das ist zutiefst demokratiegefährdend."
Die Furcht vor Bedrohungen und Angriffen begleitet den Alltag und die zivilgesellschaftliche Arbeit von Einzelpersonen, Verbänden und Initiativen. Die Herausforderungen sind groß, denn Antifeminismus und "Anti-Gender"-Rhetorik machen rechtes, reaktionäres Gedankengut in der Mehrheitsgesellschaft salonfähig und fördern gewaltsame Übergriffe. Laut der Leipziger Autoritarismus-Studie 2022 hat jeder dritte Mann (33%) und jede fünfte Frau (19%) in Deutschland ein geschlossen antifeministisches Weltbild. Zwar wurde die polizeiliche Erfassung von Straftaten zum 1. Januar 2022 durch das Unterthema "frauenfeindlich" ergänzt, doch viele Vorfälle werden nicht als antifeministisch erkannt und bisher nicht systematisch erfasst, auch weil viele unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen. Die zivilgesellschaftliche Meldestelle Antifeminismus will dieses Dunkelfeld erhellen.
Antifeministische Zustände aufzeigen und Betroffene unterstützen
Die Webseite bietet neben der Möglichkeit, unkompliziert Meldungen vorzunehmen, weiterführende Informationen zum Begriff Antifeminismus und liefert Beispiele dafür, wie antifeministische Vorfälle sich konkret darstellen. Die Ergebnisse der Dokumentation und Auswertung werden anonymisiert und zukünftig in Form eines jährlichen Lagebildes veröffentlicht. Jede Person und vor allem Betroffene, die Meldungen vornehmen, können direkt angeben, ob sie darüberhinausgehende Beratung und Informationen zu Unterstützungsangeboten für Betroffene rechter, rassistischer, antisemitischer, queerfeindlicher Gewalt sowie zu Gleichstellungs- und Frauenberatungsstellen wünschen.
Zum Projekt
Die Meldestelle ist Teil des Verbundprojekts "Antifeminismus begegnen - Demokratie stärken" der Amadeu Antonio Stiftung, des Gunda Werner Instituts und Dissens - Institut für Bildung und Forschung e.V.. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gefördert.
Über die Amadeu Antonio Stiftung
Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent und überparteilich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Die gemeinnützige Stiftung steht unter der Schirmherrschaft von Wolfgang Thierse.