Ringvorlesung "Interdisziplinäre Einführung in die Kritik des Antisemitismus" Teil II
An vielen Orten Europas sind Leerstellen, Zeugnisse und Erinnerungen das, was von einem jüdischen Alltag übrig geblieben ist. Die Vernichtung von Juden und Jüdinnen in einem unvorstellbaren Ausmaß kennzeichnet die Shoah – in Folge einer ungehemmte Auslebung einer Ideologie, die antisemitischen Wahn und Volksgemeinschaft zum Kern hatte. Seit der militärischen Niederlage des Nationalsozialismus gab es vielfältige Anknüpfungsversuche. Jüdische Überlebende verblieben kaum in Mitteleuropa, wenn, dann zumeist unsichtbar und jüdischer Alltag konnte sich nur zum Teil und in urbanen Räumen in Deutschland wiederbeleben. Antisemitische Einstellungen haben auch nach der Shoah weltweit massiv und teils ungebrochen überdauert. Die Wandlungsfähigkeit von antisemitischen Codes, Bildern oder Ansprachen hält antisemitische Erscheinungsformen kulturell und popkulturell anschlussfähig.
Die Ringvorlesung geht auf Qualität und Quantität antisemitischer Vorfälle ein, auf soziale, individuelle und politische Auswirkungen, ist historisch verankert und analysiert die Gegenwart; insbesondere in Hinblick auf die Auswirkungen der unfassbaren Verbrechen, die Hamas und verbündete islamistische Gruppen am 7. Oktober 2023 verübten. Mit unvorstellbarer Enthemmtheit griffen islamistische Männerbünde schlafende, feiernde und vor allem wehrlose Menschen an. In ihrem Wahn allesamt zum zionistischen Feind erklärt. Die Anhänger der Hamas entführten, folterten, massakrierten, enthaupteten Menschen und setzen gezielt sexuelle Gewalt gegen Frauen ein durch unzählige Vergewaltigungen und Schändungen weiblicher Leichen. Die Taten wurden von den Tätern dokumentiert und in den sozialen Medien für Propagandazwecke geteilt. Im nächsten Schritt riefen sie zu Gewalttätigkeiten gegen Jüdinnen und jüdische Einrichtungen auf. Dass diese Aufrufe anschlussfähig sind, zeigt sich seither weltweit im Anstieg antisemitischer Gewalt.
Aktionen mit antisemitischen Inhalten finden zunehmend auch an unterschiedlichen Orten der Universität Leipzig und in der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) statt. Etwa wurden antisemitische Veranstaltungen durchgeführt, antisemitische Sprechchöre gerufen, antisemitische Banner entrollt, Aufkleber und Flugblätter verteilt und alles in den sozialen Netzwerken verbreitet.
Als Angehörige und Studierende von Hochschulen in Leipzig möchten wir mit dieser interdisziplinär ausgerichteten Ringvorlesung einen Beitrag leisten gegen Verschwörungserzählungen und die Verbreitung antisemitischer Gewalt. Demokratie – die Gleichheit vor dem Gesetz, freie Meinungsäußerung, Religionsausübung, Presse, Justiz und Wissenschaft gilt es in allen Bereichen zu verteidigen und zu schützen.
Vor allem steht die Verurteilung von antisemitischem Terror und die Bekundung der Solidarität mit allen Betroffenen.
Als Veranstalter laden wir, die Gruppe Hochschulen Leipzig gegen Antisemitismus (HLGA) alle Interessierten, Studierende und Lehrende dazu ein sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, mit uns neue Erkenntnisse zu gewinnen und vor allem zu diskutieren. Wir veröffentlichen die Termine und Themen im Verlauf des Semesters. Hier sind die drei Veranstaltungen des zweiten Teils.
Termine
06.05.2024: Carl Dewald - Postkoloniale Theorie
Hauptcampus Universität Leipzig, Hörsaal 5
21.05.2024: Prof. Dr. Oliver Decker - "Eine Dunkle Ressource" Sozialpsychologie des gegenwärtigen Antisemitismus
Hauptcampus Universität Leipzig, Hörsaal 8
27.05.2024 Benno Plassmann (Institut für Neue Soziale Plastik) - Kunst und Konformismus: Kontinuitäten und neue Entwicklungen antisemitischer Tendenzen im Kulturbetrieb
Vortragssaal Bibliotheca Albertina, Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig