KONTAKT
ELSE-FRENKEL-BRUNSWIK-INSTITUT für Demokratieforschung in Sachsen
Universität Leipzig
Ritterstraße 26
04109 LEIPZIG
POSTFACH-NR.: 348003
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Über das Institut
Demokratieforschung in Sachsen
Das an der Universität Leipzig angesiedelte Else-Frenkel-Brunswik-Institut (EFBI) erforscht und dokumentiert demokratiefeindliche Einstellungen, Strukturen und Bestrebungen in Sachsen und erstellt darauf aufbauend wissenschaftliche Analysen.
Die Universität Leipzig hat das Else-Frenkel-Brunswik-Institut im Herbst 2020 gegründet. Sie reagiert damit auf die neuen Anforderungen, die sich aus den gesellschaftlichen Konflikten für die Wissenschaft und Gesellschaft ergeben. Das EFBI soll als wissenschaftliche Einrichtung den Fokus besonders auf gesellschaftliche Konfliktfelder und Herausforderungen der Demokratie in Sachsen legen. Hierfür werden am Else-Frenkel-Brunswik-Institut Wissenslücken bestimmt und durch eigene Untersuchungen geschlossen.
Ein Ziel der Forschung ist es, mit den Methoden der empirischen Sozialforschung einen aktuellen Wissensstand über die gesellschaftlichen Widersprüche und Konflikte zu erarbeiten. Sozialpsychologie und Gesellschaftstheorie greifen beim Verständnis dieser Konflikte ineinander. Weil menschliches Handeln durch Bedürfnisse von Individuen und Gruppen begründet ist, ist die Sozialpsychologie notwendig. Weil diese Bedürfnisse das Ergebnis einer lebenslangen Vergesellschaftung sind, zudem Ausdruck aktueller und vergangener gesellschaftlicher Ereignisse, braucht es eine Gesellschaftstheorie, um sie zu verstehen.
Forschungstradition und Selbstverständnis
Das Institut wurde nach der Psychoanalytikerin Else Frenkel-Brunswik benannt, in deren Forschungstradition das Institut steht. Frenkel-Brunswik leistete durch ihre Pionierarbeit für die berühmten Studien zur Autoritären Persönlichkeit einen beachtlichen Beitrag zur psychoanalytischen Sozialpsychologie und für eine kritische Gesellschaftstheorie.
Die Methodik der Psychoanalyse ist für die Demokratieforschung besonders geeignet, weil mit ihr nicht nur demokratiefeindliche Einstellungen erforscht werden können, sondern auch die Motivation hinter den antidemokratischen Dynamiken. Es werden in der Forschung auch unbewusste Bedürfnisse und Vorstellungen von Gesellschaft erfasst, ihr Zustandekommen rekonstruiert und mögliche Interventionen zur Stärkung einer demokratischen Gesellschaft aufgezeigt.
Im Mittelpunkt der Forschung stehen wechselnde regionale Konflikträume, um am Beispiel die verschiedenen antidemokratischen und autoritären Strategien und Dynamiken zu dokumentieren. Die wissenschaftliche Arbeit am EFBI umfasst drei Forschungsfelder, die sich gegenseitig ergänzen: In der Einstellungsforschung führen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem festen Turnus repräsentative Befragungen zu verschiedenen politischen Themen durch, im Zentrum stehen die Partizipation, Einstellungen und Lebensbedingungen. Die Möglichkeit demokratisch-politischen Handelns wird vertiefend in der Forschung in Konflikträumen untersucht. Mit dem Monitoring und der Dokumentation antidemokratischer Strukturen und Social-Media-Aktivitäten wird die Analyse der digitalen Aktivitäten demokratiefeindlicher Akteure ermöglicht. Die dadurch sichtbaren wechselnden Motive antidemokratischen Engagements sind Grundlage neuer Themenfelder in den Einstellungsuntersuchungen und für die Auswahl regionaler Konflikträume.
Gesellschaftliche Verantwortung
Wissenschaft ist in gesellschaftlicher Verantwortung, die Gesellschaft bietet den Arbeitsrahmen und die Wissenschaft unterstützt die Gesellschaft darin, ein Bewusstsein ihrer selbst zu gewinnen. Gerade Psychologie und Soziologie haben mit ihrem Untersuchungsgegenstand – Individuen und Gesellschaft – einen prominenten Zugang, um gesellschaftliche Konflikte zu verstehen. Konflikte sind seit Beginn der modernen Sozialwissenschaften ihr wichtigstes Forschungsfeld.
Konkret wird die Verantwortung als Ziel der am EFBI arbeitenden Forscher, zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure sowie Institutionen in seine Forschung mit einzubeziehen. Neben der partizipativen Forschung bietet das EFBI dafür eine psychosoziale Supervision und psychosoziale Beratung für Kommunen sowie zivilgesellschaftlich-aktive Gruppen an. Es soll ein Reflexionsraum eröffnet werden, um mit der Belastung ihres Engagements in einer politisch hoch aufgeladenen Situation umzugehen. Dies kann nicht nur ermöglichen, demokratisch aktiv zu werden, sondern es auch zu bleiben. Wir unterstützen den Aufbau von Fähigkeiten, um auf die Herausforderungen insbesondere durch gewaltbereite Personen, aber auch antidemokratischer Einstellungen in der Bevölkerung und mit den Widersprüchen der eigenen Arbeit besser umzugehen.
Wissen in die Öffentlichkeit tragen
Die Ergebnisse der Forschung zu publizieren, gehört zu den zentralen Aufgaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Sie stellen sich damit der Kritik durch die wissenschaftliche Gemeinschaft. Über diesen traditionellen Transfer hinaus bemüht sich das EFBI, die Ergebnisse durch Publikationen auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Hierzu gehören regelmäßig erscheinende Policy Paper, Digital Reports und das EFBI-Jahrbuch. In öffentlichen Veranstaltungen werden die Erkenntnisse im direkten Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern, in Interviews mit Journalistinnen und Journalisten diskutiert. Das EFBI nimmt als Wissenschaftseinrichtung dabei eine eigene Rolle ein: Es ist nicht selbst Akteur, verfolgt aber mit der Forschung das Ziel, die Demokratie zu stärken.
Verortung an der Universität Leipzig
Das EFBI ist als eigenständige Forschungseinheit gegründet worden und am Leipzig Research Center Global Dynamics (ReCentGlobe) administrativ angebunden. Geleitet wird das vom Freistaat Sachsen geförderte Institut vom bundesweit renommierten Sozialforscher Oliver Decker, der bereits seit 2002 die Leipziger Autoritarismus Studien leitet (bis 2016 bekannt geworden als Leipziger „Mitte“-Studien).